Korsika – Wandern und Baden rund um den Golf von Porto
Spektakulär und atemberaubend schön – so präsentiert sich die Insel im Westen. Hier bieten sich beste Bedingungen für eine Kombination aus wandern und baden auf Korsika. Rund um den Golf von Porto befinden sich die Calanche, La Girolata und der Naturpark Scandola, das Fango-Delta und die Spilonca-Schlucht.
Inhaltsverzeichnis
Camping mit Badestelle am Fluss
Der 2. Teil unserer Korsika-Reise führt uns an die Westküste und bereits nach ein paar Tagen auf der Insel ist uns klar, dass in Sachen Unterkunft die Kombination aus Camping und Gumpen (Flussbadestelle) ideal ist. Auf dem Campingplatz „Les Oliviers“ in Porto werden wir fündig. Zugegeben, das Gelände ist ziemlich steil. Egal wohin, es geht hoch oder runter und die Autos müssen wir auf zentralen Parkplätzen abstellen. Das bedeutet am Anfang und am Ende Schlepperei, dafür haben wir zwischendurch unsere Ruhe und kein Auto fährt an unserem Zelt vorbei. Der Ausblick: unbezahlbar.
Ein kurzer Fußweg führt vom Campingplatz aus zu einer wunderschönen Badestelle am Fluss, die auch für Kinder prima geeignet sind. Das Wasser ist glasklar und die Bäume am Flussufer bieten etwas Schatten. Die Kinder lieben es, von den Felsen ins Wasser zu springen und trauen sich jeden Tag ein bisschen höher.
Auf dem Gelände des Campingplatzes gibt es einen großzügigen Pool, der auch nicht von schlechten Eltern ist. Direkt daneben befindet sich ein Restaurant, in dem es bereits morgens Croissants und Baguette zu kaufen gibt.
Kanufahren im Fango-Delta
Ein spezielles Erlebnis ist eine Kanufahrt im Fango-Delta in der Nähe der Stadt Galeria. Aber Psst! – Hier herrscht Redeverbot. Der Grund ist sind die hier lebenden Tiere, allen voran die Wasserschildkröten. Der Fluss Fango wird hier breiter und nur ein Kieselstrand trennt ihn noch vom Meer. Das Naturschutzgebiet umfasst mehrere Seitenarme, die nur mit einer limitierten Anzahl an Kanus zeitversetzt befahren werden dürfen.
In den Sommermonaten kann es zu langen Wartezeiten kommen. In unserem Fall 1,5 Stunden. Nach einer Einweisung sind wir fast alleine auf dem Fango unterwegs. Und hier wird erst der unglaubliche Kontrast der Landschaft deutlich. Die Ufer sind dicht mit Schilf bewachsen und hier können wir bei genauem Hinsehen die Schildkröten entdecken, die auf Baumstämmen in der Sonne dösen. Im Hintergrund raue Berge und entfernt hören wir das Meeresrauschen. Die Stille erzeugt eine zauberhafte Atmosphäre und voller Respekt rudern wir etwa 1 Stunde durch das Naturschutzgebiet.
Im Anschluss gehen wir an den nahegelegenen Strand. Hier ist die Brandung ziemlich rau und wir müssen mit den Kindern etwas aufpassen. Deutlich sehen wir hier, wie dicht das Fango-Delta am Meer liegt. Der Parkplatz in Galeria ist nicht weit entfernt und kostenlos. Bis zur Kanu-Station und zum Strand sind es etwa 10 Minuten zu Fuß.
Wanderungen mit Kindern auf Korsika:
Col de la Croix – La Girolata
Auf dieser Tour wandern wir in das Fischerdorf La Girolata, das nur zu Fuß oder auf dem Seeweg erreicht werden kann. Es liegt auf der als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Halbinsel La Scandola, die zusammen mit der Bucht von Porto und den Calanche von Piana von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt wurde.
Wir starten an der Passhöhe Col de la Croix. Hier gibt es einen kostenlosen Parkplatz und einen Kiosk. Es geht im Halbschatten seicht bergab und zwischen den Bäumen sehen wir immer wieder die wunderschöne Küste. Nach etwa 40 Minuten kommen wir an einen Strand, der ebenfalls nur zu Fuß und per Boot erreichbar ist.
Ich habe im Vorfeld gelesen, dass hier viel Seetang und Müll liegen soll und es dementsprechend riecht. Bei uns ist das Gegenteil der Fall. Es ist sauber, das Wasser glasklar und weit und breit kein müffelnder Seetang. Wir gehen über eine kleine Brücke und erreichen am Ende der Bucht den Aufstieg zum Punta di Tuara.
Vom Strand aus gibt es zwei Pfade nach La Girolata, entweder durch das Landesinnere oder entlang der Küste. Wir verpassen leider den Einstieg zu dem Weg durch das Landesinnere und gehen den Küstenweg. Am Anfang geht es ziemlich bergauf und wir kämpfen mit der Hitze, die jetzt am späten Vormittag schon sehr stark ist. Bei einem Blick zurück beschließen wir schnell, hier auf jeden Fall auf dem Rückweg ins Meer zu springen.
Nach etwa 15 Minuten verläuft der Weg entlang eines sehr abschüssigen Abschnitts. Es geht an der Seite steil runter, wir müssen zum Teil klettern und wer hier nicht schwindelfrei ist, hat ein Problem. Unsicher überlegen wir, ob wir den Weg mit den Kindern weitergehen sollen. Unser Sohn findet es klasse und freut sich über den Nervenkitzel. Mir schlägt das Herz bis zum Hals und ich umklammere die Hand unserer Tochter so fest, dass sie sich schon beschwert.
Dieses steile Stück mit Kletterpassage haben wir zum Glück schnell durch und wenige Meter später kommen wir an eine Stelle, die wie gemacht ist für ein Picknick. Von hier aus überblicken wir die komplette Bucht von La Girolata und beobachten eine Weile den regen Bootsverkehr. In dem Dorf leben nur um die 20 Menschen. Der kleine Strand dagegen ist schon recht voll und die Ausflugsboote von Porto oder Calvi fahren im Minutentakt in die Bucht und spucken die Touristen aus.
Wir befinden uns nun in der prallen Mittagshitze und machen hier oben im Halbschatten Rast. Durch unser Fernglas betrachten wir das Genueserfort und die kleine Dorfstraße. Am Strand bleibt unser Blick an den ganzen Touristenbuden hängen und wir entscheiden uns dafür, diesen schönen Anblick von hier oben als Erinnerung mitzunehmen. In der unsäglichen Juli-Mittagshitze sparen wir uns den Abstieg nach La Girolata und kehren lieber zu der Bucht zurück, an der wir auf dem Hinweg vorbeigekommen sind.
Hier sind nur einige Wanderer und die Leute von den Segelbooten. Nach einem langen Bad im Meer machen wir uns an den Rückweg und steigen zurück zum Parkplatz noch etwa 45 Minuten den Berg hoch.
Die Wanderung lohnt sich auf jeden Fall, wobei ich mit Kindern nicht mehr den Küstenweg gehen würde. Da sind ein paar Abschnitte, die für Kinder unter 10 Jahren zu steil sind. Der Weg bietet eine schöne Möglichkeit, auf eigene Faust nach La Girolata zu gelangen. Die Zeit ist mit 1:45 Stunden für eine Strecke sportlich angegeben, wir haben mit Kindern länger gebraucht.
Alternativ kann auch jeder eine Bootstour nach La Girolata buchen. Ab Porto und Calvi bieten zahlreiche Anbieter Touren an, die meistens die Umfahrung der Halbinsel La Scandola mit einem Stop in La Girolata kombinieren. Unsere Freunde haben die Variante mit dem Boot gewählt und haben zu viert ab Porto knapp 100 € bezahlt.
Spilonca-Schlucht und Ota
Ein weiteres grandioses Naturerlebnis ist eine Wanderung durch die Spilonca-Schlucht – manchmal auch als Spelunca-Schlucht bezeichnet – bei Ota. Der Weg startet an einer Brücke etwas unterhalb des Dorfes, dort gibt es auch einige Parkplätze. Für den Hinweg am besten die Straße nehmen, die von Ota aus gesehen am gegenüberliegenden Hang liegt. So könnt ihr eine wunderbare Aussicht auf dieses idyllische Bergdorf genießen, das ziemlich spektakulär am Hang liegt. Auf dem Rückfahrt sind wir dann auf der Hangseite von Ota geblieben und waren abends in dem Dorf essen.
Ab der Brücke schlängelt sich der Wanderweg entlang des Flussufers im Teilschatten in die Schlucht. Am Anfang gibt es ein Hinweisschild, später nicht mehr, aber eigentlich kann man da kaum vom Weg abkommen, da auf der einen Seite Berg und auf der anderen Seite Fluss. Die Wanderung ist auch gleichzeitig eine Etappe des Fernwanderweges Tra Mare e Monti. Es geht relativ gemächlich immer ein wenig hoch und runter am Flussufer entlang. Auf etwa halbem Weg nach Evisa kommt eine wunderschöne alte Genueserbrücke. Hier kraxeln wir das Flussbett entlang zu einer entlegenen Badestelle und machen Rast.
Das 2. Stück der Wanderung geht nun nur noch bergauf nach Evisa. 600 m den Berg hoch aus der Schlucht raus. Wir belassen es bei der Hälfte, da wir sonst auch das Problem haben, wie wir zum Auto zurückkommen. Insgesamt sind wir mit der Rast an der Badestelle etwa 3 Stunden unterwegs. Ist eine prima Tour für alle die mit Kindern auf Korsika wandern und baden wollen. Vor allem an heißen Tagen ist dieser Weg gut geeignet, da er zu einem Teil im Schatten verläuft und man so ein wenig der Hitze entfliehen kann.
Die Calanche und der perfekte Sonnenuntergang
Ich überlege krampfhaft, welcher Superlativ dieser Landschaft gerecht wird, aber mir fällt schlichtweg keiner ein. In der beginnenden Dämmerung fahren wir von Porto nach Piana durch die Calanche und fühlen uns ziemlich schnell ziemlich berauscht. Die bizarren Felsformationen aus Granit leuchten in der Abendsonne orange und rot. Schwach nehmen wir den Geruch der Macchia wahr und zusammen mit der Hitze und dem intensiven Farbspiel fühlen wir uns in eine andere Welt versetzt.
Die Straße ist eng und kurvig und am Liebsten wollen wir hinter jeder Biegung erneut anhalten und staunen. Immer wieder verändert sich die Landschaft. Die Tafoni, also die verwitterten Felsen und das Licht wirken irgendwie unwirklich.
Von der Straße gehen immer wieder Wanderwege ab, doch heute ist unser Ziel ein Aussichtspunkt auf einer Bergkuppe etwa 1 km hinter dem Ort Piana. Dort gibt es einen Antennenmast und von dort erhoffen wir uns einen guten Blick auf den Sonnenuntergang im Meer. Wir stellen die Autos neben dem eingezäunten Antennenmast ab und laufen wenige Meter Richtung Meer. Vor uns eröffnet sich ein wunderbarer Blick auf das Capo Rosso und wir machen uns bereit, den Sonnenuntergang zu genießen.
Dieser Platz erweist sich als Volltreffer. Der Ausblick ist fantastisch und bis auf wenige weitere Personen sind wir hier völlig für uns. Es ist vollkommen still hier oben. Wir haben alles für ein Picknick dabei und essen in dieser entspannten Atmosphäre auf unseren Decken zu Abend. Je mehr sich die Sonne senkt, desto ruhiger werden selbst unsere Kinder. Und es beginnt ein Farbenspiel, wie wir es selten zuvor gesehen haben.
Nach dem Sonnenuntergang müssen wir zügig den Rückweg antreten, denn nur Minuten später ist es fast stockfinster und wir müssen noch die kurvige, enge Straße durch die Calanche zurück fahren. Wir sehen noch den idyllischen Ort Piana im Abendlicht von oben und erleben die Calanche auf der Rückfahrt noch einmal anders.
Korsika wandern und baden: Fazit
Der Westen Korsikas in der Umgebung von Porto ist wirklich etwas ganz Besonderes. Hier befinden sich die beeindruckendsten Landschaften der Insel und die Gegend unterscheidet sich deutlich vom Westen oder Süden Korsikas. Es ist rauh, bergig und wirkt manchmal fast unwirklich. Ohne Auto geht hier fast gar nichts. Mit einem großen Wohnmobil wird es hier sehr schwierig und kompliziert, besser ist man auf den Straßen bis maximal VW-Bus-Größe unterwegs. Die Strände sind weniger lieblich als an der Westküste. Sie bestehen aus Kieselsteinen und wirken manchmal recht dunkel. Aber gerade diese zum Teil fast lebensfeindlich wirkenden Landschaften haben auf mich eine unglaubliche Faszination ausgeübt.
Das abendliche Farbenspiel der Calanche ist wie aus einer anderen Welt und die engen Straßen am Abgrund sorgen für viel Nervenkitzel. Hier fanden wir die ideale Kombination aus wandern und baden auf Korsika. Wir waren an traumhaften Flussbadestellen und nach der Abfahrt blieb in mir das starke Gefühl, hier nicht genug gewandert zu sein. Hier hatte ich fast täglich einen dieser Wow-Momente und wenn wir wiederkommen, dann sicher noch einmal hierhin!
Korsika wandern und baden: Karte
Weiterführende Informationen findet ihr hier: